200-Millionen-Hilfsprogramm für Sportvereine beschlossen

Wir wollen mit diesem Hilfspaket unseren Sportvereinen helfen, besser durch die Corona-Krise zu kommen.

Viele Vereine sind durch die Corona-Pandemie unverschuldet in eine wirtschaftliche Notsituation geraten. Abgesehen von den „Geisterspielen“ der 1. und 2. Fußball-Bundesliga stand der sportliche Betrieb, z.B. beim Handball oder Wasserball, still. Mangels Zuschauerticketeinnahmen und ohne Überbrückungshilfen sind zahlreiche Vereine in ihrer Existenz bedroht. Ich bin froh, dass wir Sportvereine mit gezielten Liquiditätshilfen als Zuschüsse über das Hilfsprogramm vor drohenden Insolvenzen bewahren können.

Über das Hilfsprogramm, das am Donnerstag im Bundestag beschlossen worden ist, fließen nicht rückzahlbare Zuschüsse an die betroffenen Organisationen. Bezugsgröße sind die vorangegangenen Ticketeinnahmen im April bis Dezember 2019. Die Höhe des jeweiligen Zuschusses ist auf höchstens 80 Prozent dieser Ticket-Einnahmen und maximal 800.000 Euro pro Verein bzw. Organisation für den gesamten Zeitraum begrenzt.

Mit diesem Hilfsprogramm unterstützen wird nicht nur den Profi-, sondern auch den Breitensport. Häufig wird von der höchstklassig spielenden Mannschaft ein großer Breiten- und Jugendsportbereich mitfinanziert. Wenn wir den Profi-Sport stützen, hilft das auch den anderen Sparten des Vereins.

Hintergrund

Von den in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellosen Hilfsprogrammen profitieren die Sportvereine und sportbezogenen Unternehmen im (semi-)professionellen Wettbewerb der olympischen/paralympischen Einzel- und Teamsportarten bislang kaum. Gerade weil es sich hier vielfach strukturell um hybride Organisationsformen mit engen Verbindungen zwischen gemeinnützigen Vereinen und wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben handelt, greifen die beschlossenen Hilfen nur unzureichend oder passen als branchenübergreifende Lösungen nicht zu den Besonderheiten des Wettkampf- und Spielbetriebes. Dabei hat die Corona-Pandemie die (semi-) professionellen Wettbewerbe im Sport seit Mitte März 2020 beinah vollständig zum Erliegen gebracht. Nach dem Beschluss zum stufenweisen Einstieg in den Trainings- und Wettkampfbetrieb ist es zwar zu Lockerungen im Breitensport gekommen, wie auch zur Erlaubnis von so genannten „Geisterspielen“ der 1. und 2. Fußball-Bundesliga, wovon aber gerade die Sportarten im (semi-)professionellen Wettbewerb nicht profitieren. Diese generieren – im Gegensatz zum Profifußball – eben nicht ihre Einnahmen zu einem nennenswerten Anteil aus Fernsehübertragungen, sondern aus dem zuschauer-relevanten Ticketing.

Im Ergebnis geraten die genannten Vereine und Unternehmen Corona-bedingt, unverschuldet in eine wirtschaftliche Notsituation. Es drohen zahlreiche Insolvenzen und damit das Aussterben einer über Jahrzehnte gewachsenen Sport- und Vereinskultur in Deutschland. Von diesem Szenario wären ebenso die Strukturen der (semi-)professionellen Frauen-Teams und entsprechender Individualsportarten in besonderer Weise betroffen. In ländlichen Räumen würden mit dem Wegbrechen von Vereinen und Teams wichtige Identifikationspunkte fehlen und zu einem Attraktivitätsverlust führen.

Daher muss den (semi-)professionellen Sportvereinen bzw. ausgelagerten Unternehmen im Bereich der olympischen/paralympischen Individual- und Mannschaftssportarten (1. und 2. Liga Männer und Frauen sowie im Fußball auch der 3. Liga der Männer) schnell und unbürokratisch mit nicht-rückzahlbaren Zuschüssen geholfen werden.

Christian Tjaden